
Oman 03.-18. Dezember 2021
Ein Traumtrekking war angekündigt und ein Traumtrekking durften wir in diesem faszinierenden und gastfreundlichen Land tatsächlich erleben!













Maskat und Mutrah
Nach einer ersten Übernachtung im Hotel Falaj in Mutrah (der Edelweissflug aus Zürich landet kurz vor Mitternacht in Muscat) starten wir unsere Reise ganz sanft mit Delphinwatching und Schwimmen im Golf von Oman und können uns gleich schon etwas akklimatisieren. In den ersten Tagen besichtigten wir die Hauptsehenswürdigkeiten von Muscat und Mutrah, die eindrückliche Grosse Moschee von Sultan Quaboos, den Fischmarkt, das naturhistorische Museum, das einen guten Überblick über die Geologie, Fauna und Flora des Oman gibt und bummeln natürlich durch den berühmten, Weihrauch geschwängerten Souq von Mutrah. Eine erste Wanderung in den steil aufragenden Bergen hinter Mutrah und durch enge Schluchten gibt uns einen Vorgeschmack auf die kommenden grösseren Wanderungen im steinigen Hajar-Gebirge, das sich über 600 km durch den Norden Omans erstreckt und dessen höchste Gipfel über 3000 m hoch sind. Ein wunderbares, von unserer Crew zubereitetes Picknick im Kalbouh Park gibt uns Gelegenheit, auch omanische Familien, die sich hier am Wochenende zahlreich zum Picknicken einfinden, zu beobachten. Auffällig ist, dass nicht nur die omanischen Frauen, sondern auch fast alle Männer traditionell gekleidet sind. Sie tragen eine Dishdasha, ein langärmliges, bodenlanges, meist weisses Kleid sowie immer eine Kopfbedeckung, entweder eine Kumah, eine runde, bestickte Kappe oder den Muzzar, ein zu einem Turban gewickeltes Kaschmirtuch. Die Frauen sind meist in einen schwarzen Umhang, Abbaya genannt, gehüllt und tragen ein ebenfalls meist schwarzes Kopftuch. Darunter sieht man aber meist sehr farbige Kleider hervorleuchten. Gesichtsschleier tragen die wenigsten, aber mit den schwarzen Mund-Nasen-Masken gegen Covid sieht man doch oft nur ihre Augen.
Besonders bei den Angeboten an Restaurants wird augenfällig, wie viele Einwanderer aus Indien, Pakistan und Bangladesch im Oman leben und arbeiten. Von den knapp 5 Mio. Einwohnern sind nur gut die Hälfte Omani. Die Gastarbeiter erkennt man in erster Linie an der Kleidung, denn sie tragen diejenige ihrer Herkunftsländer, also meist Shalvar/Kamiz, ein langes Hemd über einer weiten Hose. Die omanische Kleidung dürfen nur Omani tragen! So essen wir mal pakistanisch, dann wieder indisch, gemischt mit arabischen Speisen wie Humus und fast immer begleitet von wunderbaren, frischen Salaten.
Im Hajar Gebirge
Von Mutrah fahren wir ins Hajar-Gebirge und unternehmen eine Wanderung ins Wadi Bani Kharous. Diese führt uns zuerst durch Palmengärten (Oman ist ja berühmt für seine Datteln), die durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem, den sogenannten Falaj, mit Quellwasser bewässert werden, vergleichbar mit den Suonen im Wallis. Die omanischen Falaj wurden vor Jahrtausenden entwickelt, machen die Landwirtschaft von den wenigen Niederschlägen unabhängig und wurden 2006 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Nach den Palmengärten sind noch einige Höhenmeter zu überwinden bis wir uns in glasklaren Wasserbecken erfrischen können und das herrliche, von unserer Crew zubereitete Mittagesssen geniessen. In der einfachen, von einem Pakistani und einem Bangladeschi geführten Berghütte Bimah erwartet uns am Abend ein feines Nachtessen mit Barbecue und Gemüse.
Die Wanderung nach Balad ist recht anspruchsvoll und anstrengend, sind doch gut 600 Höhenmeter in zum Teil weglosem, steinigem und steilem Terrain zu überwinden. So macht ein Teil der Gruppe von der Möglichkeit Gebrauch, mit unseren Fahrzeugen mitzureiten. Während die Wanderer mit Antoine zu Fuss unterwegs sind, müssen ja unsere drei Toyota Landcruiser samt Gepäck, Zelten und Küche jeweils ebenfalls transferiert werden.
Nun heisst es zum ersten Mal: Zelte aufstellen! Wir campieren auf ca. 1800 m und sind froh über das wärmende Lagerfeuer, auf dem feine Poulets grillen. Nach dem Essen verkriechen wir uns schnell in die warmen Schlafsäcke, wird es doch in der Nacht da oben recht kalt und in dieser Nacht bläst zudem ein scharfer Wind. Am Morgen sehen wir keine 10 Meter weit, so dicht sind wir vom Nebel eingehüllt. Bei diesem Wetter zu wandern, macht keinen Sinn. So ändern wir das Programm kurzfristig ab und fahren nach Bahla und Al Hamra zum Museum Bait Al Safah, wo uns in einem restaurierten Lehmziegelhaus omanische Frauen verschiedene Hausarbeiten vorführen, wie Kaffee rösten, Brot backen und aus Kräutern Essenzen für Salben gewinnen. Auch einem Töpfer statten wir einen Besuch ab und besichtigen noch die eindrückliche Sommerresidenz und Palastfestung Jibreen. Wir übernachten in einem hübschen, traditionell eingerichteten Gasthaus im Bergdorf Misfat Al Abreyen.
Nach einem morgendlichen Rundgang durch die Palmenoase wartet eine spektakuläre sogenannte «Balkon» Wanderung über dem Wadi Nakhr, besser bekannt als «Grand Canyon Omans», auf uns. Die Ausblicke sind atemberaubend, die Felsformationen einzigartig und der Wanderweg recht gut. Gegenüber erblicken wir den Jebel Shams, den höchsten Gipfel Omans. Die zweite Zeltnacht auf rund 1800 m ist weniger kalt und vor allem bläst kein kalter Wind. Der Abstieg ins Tal am nächsten Tag (gut 1000 Höhenmeter) ist zwar anstrengend, da weitgehend weglos, aber gut markiert, und die immer wieder anderen Ausblicke ins Hajar-Gebirge entlohnen uns für die vergossenen Schweisstropfen. Am späten Nachmittag erreichen wir Nizwa, wo die Nichtwanderer schon das wunderschöne, in traditionellem Stil eingerichtete Hotel geniessen. Gerne hätten wir hier zweimal übernachtet.
Nizwa
Das Frühstück auf der Terrasse vom Hotel Antique Inn in Nizwa mit Blick auf die nahegelegene Altstadt ist reichhaltig. Frisch gestärkt geht es dann zum Souq. Die Stadt Nizwa blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Dieser begegnet man heute noch auf Schritt und Tritt. Die alte Festung ist ein interessanter Zeitzeuge. Dafür bleibt uns jedoch keine Zeit; wir wollen ausgiebig im Souq umherschlendern und das vielseitige Angebot bewundern. Die Gassen sind unterteilt nach Art des Angebots: Metzger, Gewürz- und Dattelhändler, Silberschmiede, etc. Der Ziegenmarkt findet nur einmal wöchentlich statt, sodass wir dieses Spektakel nicht miterleben können.
Kurz vor Mittag müssen wir weiter, denn eine 350 km lange Autofahrt, teils durch die Wüste, liegt noch vor uns. Unterwegs nehmen wir das Mittagessen ein; auf dem Boden sitzend, wie das in Oman so üblich ist.
Am späteren Nachmittag erreichen wir unseren Campingplatz auf einem Plateau. Das Zelt aufstellen und anschliessend den Sonnenuntergang bewundern. Die erste Nacht in der Wüste unter dem Sternenhimmel ist atemberaubend.
In der Wüste



Heute sind wir den ganzen Tag wandernd in den Dünen der Wahiba-Wüste unterwegs. Anfänglich noch mit Steinen durchsetzt, später werden die Sanddünen immer höher; die Farben wechseln ab von rötlich braun bis beige. Gegen Abend erreichen wir unser Lager, das wir inmitten der Dünen errichten. Bald schon lodert das Lagerfeuer; es gibt würzige Gitzispiesse vom Grill. Dazu feinen Reis und Gemüse. Das Essen ist lecker; ein grosses Lob geht an unsere drei Köche.
Wir marschieren eine Stunde früher los, denn es wird heiss gegen Mittag; so hoffen wir, früher am Ziel zu sein. Kurz nach der Mittagsrast im Schatten einiger Büsche hört man bereits das Meeresrauschen. Bald danach sieht man am Horizont einen blauen Strich. Doch das Ziel ist noch nicht erreicht. Düne auf und Düne ab, so geht es noch einige Zeit weiter. Nach rund 4 Marschstunden sind wir am Ziel. Je näher wir dem Meer kommen, desto weisser wird der Sand. Der Grund liegt darin, dass durch die Meeresbrandung Muschelablagerungen im Laufe der Jahrmillionen zu feinstem Sand zermahlen wurde.
Unser Camp errichten wir direkt am Meeresstrand. Es lockt ein Bad im warmen Indischen Ozean. Leider hat die Strömung ausgerechnet an unserem Strand Algen angeschwemmt. Statt türkisblaues Meer baden wir in grünem Wasser. Es ist trotzdem erfrischend. Wiederum wunderschöner Sonnenuntergang und fantastischer Sternenhimmel. Der Mond ist noch schmal und sichelförmig. In kurzen Abständen fallen Sternschnuppen vom Himmel; es sind so viele, dass uns nicht genügend Wünsche einfallen.
Abfahrt um ca. 08.30; nach einstündiger Fahrt erreichen wir das Fischerdorf Khaluf. Wir beobachten gerade, wie ein Schiff voller Sardinen entladen wir. Alles wird von Hand gemacht. Es existieren keine Maschinen. Immerhin scheint es ein guter Fang zu sein. Die Fischer machen einen zufriedenen Eindruck. Jeder hilft jedem.
Es folgt eine abenteuerliche Fahrt durch eine wüstenähnliche Pistenlandschaft. Beim Mittagshalt pfeift uns ein starker Wind um die Ohren. Sand wird aufgewirbelt. Rasch verdrücken wir uns in den Windschatten. Die Fahrt durch die Wahiba-Wüste ist abwechslungsreich; wir werden durchgeschüttelt und für die Fahrer ist die Fahrt anstrengend. Es gilt wachsam zu sein, damit man durch geschicktes Navigieren nicht im Dünensand versinkt und sich in der Wüste verirrt.
Wir erreichen das Safari Desert Camp bei Nachtanbruch, da wir vorher noch den Sonnenuntergang auf den Dünen bewundern wollen. Hervorragendes Buffet und dies mitten in der Wüste. Wir sind die einzigen Gäste. Die Betten mit den Moskitonetzen sind rasch belegt; der Tag war anstrengend und die Bettruhe angenehm.
Bereits um 06.00 ist Tagwache und rasch machen wir uns zum Kamel reiten bereit. Die Kamele stehen bereits vor dem Camp und nach kurzer Instruktion gilt es, aufzusteigen. Die Kamele stehen ruckartig auf; man muss sich gut festzuhalten. Nach einem halbstündigen Ritt durch die Dünen bewundern wir den Sonnenaufgang, bevor es dann zurück ins Camp geht zum Frühstück.
Danach geht es weiter mit dem Auto bis nach Bidiyah (ca. 1 Std. / 50 Km). Das Wadi Bani Khalid lockt zum Bade. Vorerst müssen jedoch grosse Felsbrocken überwunden werden. Trittsicherheit ist gefragt. Der steinige Weg lohnt sich; bald erreichen wir ein schönes Bassin, das zum Bade einlädt.
Wir campieren das letzte Mal im Freien und geniessen nochmals den unendlichen Sternenhimmel.
Wadis und Rückreise
Nun heisst es Wüste ade. Wir fahren zuerst nach Sur, um den für die Rückreise notwendigen PCR-Test zu machen, besichtigen dann eine der letzten Werften, wo noch die traditionellen Dhaus aus Teakholz gefertigt werden, mit denen die einst stolze Seefahrernation über die Meere gesegelt ist. Heute werden die meisten Dhaus nicht mehr als Handelsschiffe eingesetzt, sondern von reichen Scheichs aus den Emiraten in Auftrag gegeben und dienen dort dem Vergnügen.
Noch zwei Wadis, das Wadi Shab und das Wadi Tiwi, sowie eine Übernachtung im Tiwi Sunrise Motel stehen zum Schluss auf dem Programm. Wieder muss das Bad im glasklaren Wasser verdient sein. Doch die Wanderungen sind abwechslungsreich und die Natur faszinierend. Ein letztes Mal geniessen wir ein wunderbares, von unserer Crew auf dem Feuer zubereitetes Essen. Im Wadi Shab erwartet uns zudem nach ca. 300 m Schwimmen eine Überraschung: Nachdem wir durch einen schmalen, nur kopfbreiten Durchgang geschwommen sind, öffnet sich eine grosse Grotte mit Wasserfall, ein einmaliges Naturerlebnis.
Am Abend sind wir zurück in Mutrah, haben im Hotel Falaj Tageszimmer, um uns für die Rückreise fertig zu machen. Auf dem Weg zum Flughafen essen wir noch zusammen in einem nepalesischen Restaurant Momos und verabschieden uns von unseren lieben Begleitern. Um 01.50 Uhr hebt die Edelweissmaschine Richtung Zürich ab und eine unvergessliche Reise geht zu Ende.
Ein herzliches Dankeschön an Béa, die diese einmalige Reise für uns ausgekundschaftet, organisiert und begleitet hat und Shukran an unsere zuverlässige und aufgestellte lokale Crew: Antoine, Deep und Nassr, die rundum für unser Wohl besorgt waren, uns sicher über spektakuläre Bergstrassen und durch die Wüste gefahren, auf nicht immer einfachen Wanderungen begleitet und immer wieder fantastisch für uns gekocht haben!
Reisebericht von Roland und Rita