Sechs Tage im Schwarzwald
Schwarzwäldertorte, Hahn im Korb, durchzogenes Wetter, sanfte Hügelwanderungen = sechs Tage im Schwarzwald mit Heinz Jossi, Ende Mai 2019
Heinz hat einen ausserordentlich friedlichen Standort für diese Tage gewählt. Bernau ist ein ruhiges, noch ziemlich urchiges Dorf in einem sanften, breiten Tal mit viel Wald und Wiesen und vielen schönen – an Emmentaler Bauernhäuser erinnernde – Schwarzwaldhäusern, von denen mehrere nach wie vor Schindeldächer haben. Das Hotel und die Zimmer waren picobello, und wir hatten alle einen Balkon, den wir aber leider wegen dem recht kühlen Wetter kaum geniessen konnten. Und das Essen – einfach grossartig. Wir schwelgten alle und waren froh, dass wir beim Wandern doch immer wieder Kalorien verbrennen konnten. Kaum daheim, stand ich auf die Waage mit einem bangen Gefühl… Hatte ich zugenommen in diesen sechs Tagen mit dem wundervollen Essen im sympathischen Hotel «Bergblick»? Aber oh Wunder: die Waage zeigte gleichviel wie vorher, woran sicher – wie oben erwähnt – die täglichen kleineren und grösseren Wanderungen mit Heinz «schuld» waren! Die Bedienung war freundlich, aufmerksam und entgegenkommend – man fühlte sich sehr willkommen als Gast.
Mehr als etwa 500 – 600 Höhenmeter hatten wir nie zu «bezwingen», denn der Schwarzwald bietet keine grossen Höger an, und dass wir zweimal auf einem Horn (Herzogenhorn, Spiesshorn) standen, merkten wir nicht – für uns Schweizer BergwanderInnen waren das einfach Hügel!
Am einzig wirklich trüben Tag fuhren wir an den Schluchsee und spazierten dessen Ufer entlang von Seebrugg nach Unter-Aha. Dort wurden wir trotz Wandertenue, Rucksack und ziemlich schmutzigen Schuhen im prächtigen und «fürnehmen» Speisesaal vom Wellnesshotel «Auerhahn» sehr nett bedient, und das, obwohl wir nur Kleinigkeiten konsumierten. Anschliessend besuchten wir auf der Bus-Heimfahrt noch St. Blasien mit seinem imposanten und berühmten Dom.
Sonst wanderten wir durch Wald und Wiesen und sahen Heubeeristauden en masse. Gottlob waren die Beeren noch nicht reif, sonst wären wir vermutlich immer wieder stecken geblieben. Sehr gefallen hat mir, dass wir fast immer auf naturbelassenen Wegen und Strässlein unterwegs waren.
Schwärmen muss ich unbedingt noch vom Dessertbuffet am Nachmittag, das wir täglich geniessen konnten, da wir jeweils um etwa 15 Uhr bereits wieder daheim waren. Es gab immer verschiedene hausgebackene Torten und Kuchen und etwa zwanzig Sorten Tee zur Auswahl. Eine absolute Wucht war die hauseigene Schwarzwäldertorte – eine so gute (und so viele Stücke) habe ich noch nie gegessen!
Nach dem Nachtessen reichte es jeweils noch zum Spielen, z.B. zum «Knack» (oder wie heisst das Spiel schon wieder?), einem Spiel mit Jasskarten, das offenbar von Ernst Uster bei den Naturfreunden eingeführt worden ist.
Und was war mit dem Hahn im Korb? Ja, unsere Gruppe bestand eben aus elf Frauen und einem einzigen Mann: unser Leiter Heinz Jossi. Aber er schaffte es mit Bravour, die oft gackernden Hennen im Zaum zu halten, und wer weiss, vielleicht genoss er seine Rolle zumindest zeitweise. Dass wir Frauen alle schon ein gewisses Alter erreicht haben, damit musste Heinz halt leben, und leider ist es Tatsache: es gibt nicht nur kaum junge und jüngere Frauen bei den Naturfreunden, auch Männer unter 50/60 (und Männer überhaupt) sind dünn gesät…
Heinz, herzlichen Dank für diese geruh- und erholsamen Wandertage im Schwarzwald.
Evy Merino, Bonstetten