Zwischen Wildstrubel und Wildhorn vom 10. – 13. Aug. 2018
Verkehrte Welt: im Züribiet war alles gelb und trocken, im Wallis grün und frisch. Und so konnten sich die Augen von uns 20 NaturfreundInnen richtig erholen von der dürren Landschaft des Mittellandes. Körperlich war allerdings keine Erholung, sondern teilweise richtig strapaziöse Anstrengung angesagt. Aber das wussten – ahnten – wir ja im voraus.
Der erste Tag war sanft: eine Suonenwanderung bei und oberhalb von Crans-Montana. Ich habe noch nie eine Suone (Name für die Wasserleiten im Wallis) mit so viel fliessendem Wasser gesehen – Balsam für unsere Seelen. Uebernachtung in der komfortablen Jugi. Die Zeiten mit Wolldecken, Küchen- und Reinigungsdienst sowie grossen Massenlagern sind in den Jugendherbergen längst vorbei; und logierte früher eben die Jugend in den Jugis, sind die Gäste heute häufig mittelalterliche bis alte Menschen – wir passten also perfekt dorthin!
Zweiter Tag: 1’000 m bergwärts für fast alle; einige verkürzten den Aufstieg, indem sie einen Teil per Gondelbahn «bewältigten». Der berühmte Gletscher «Plaine Morte»(auch er schmilzt langsam vor sich hin…), an dessen Rand wir ein Stück weit entlang wanderten, beeindruckte uns alle. Die Wildstrubel-SACHütte (auf 2’793 m) war pumpenvoll, und Sparsamkeit beim Wasserverbrauch war angesagt. Das Geläuf in den Schlägen sei die ganze Nacht durch enorm gewesen, hörte ich am Morgen – dank Ohropax merkte ich selber nichts davon.
Dritter Tag: es war richtig kalt und sehr windig am Morgen; wir zogen unsere wärmsten Sachen an und konnten es kaum glauben, dass wir noch nicht lange vorher über die Hitze stöhnten – nun, wir befanden uns inzwischen auch gut 2’000 m höher oben als in Zürich. Kraxeln war beim Aufstieg über Geröll und Karst zum Schnidejoch angesagt, und wir waren richtig froh (stolz?), als wir oben waren. Abstieg entlang des Chilchligletschers; unten wurde es fast etwas ungemütlich, denn wir mussten einen brücken- und steglosen Bach überqueren, der recht viel und schnell fliessendes Wasser führte. Es gab einiges Herzklopfen, aber mit Hilfe von Stöcken, Tipps (du muesch det ane schtah für dä nächschti Schritt) und etwas Tapferkeit standen wir bald auf der anderen Bachseite, und weiter ging es abwärts bis zur Wildhorn-SAC-Hütte, wo wir uns bei den letzten warmen Sonnenstrahlen, Bier, Schorle o.a. von dem strengen Wandertag erholen konnten.
Vierter Tag: einige strebten direkt der Iffigenalp zu, die meisten nahmen aber den «Umweg» über das Iffighore in Angriff. Belohnung: viele, viele Edelweiss rechts und links vom ausserordentlich schönen Bergwanderweg.
Eine Regenzone war angekündigt, und sie kam auch, aber gottlob nur kurz. Bald war die Iffigenalp erreicht, wo im und vor dem Restaurant das letzte Hüngerlein dieser Tour gestillt wurde. Wir waren alle ziemlich «uf dä Schtümpe» und nicht traurig, dass auf das letzte vorgesehene Wanderstück bis unter den Iffigenfall verzichtet wurde. Der Iffigenfall war auch imposant vom Postauto aus! Und einmal mehr: müde, glücklich und zufrieden erreichte die grosse Naturfreunde-Gruppe das Mittelland.
Danke, Béa, für die wiederum tipptoppe Organisation und Durchführung dieser vier Wandertage in der Gegend vom Wildhorn und Wildstrubel (den wir – by the way – wegen Wolken und Nebelschwaden nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekamen).
Evy Merino, Bonstetten